Stellungnahme Ohmtalbahn
Stadtallendorf. Der Kreistag hat beschlossen, eine Vorstudie durchzuführen, in deren Rahmen eine Reaktivierung der Ohmtalbahn geprüft werden soll. Winand Koch, der neben seinem kommunalpolitischen Engagement in Stadtallendorf auch Kreistagsmitglied ist, stimmte der Vorstudie zu, beurteilt die Realisierungschancen des Projekts jedoch skeptisch.
„Wir gehen derzeit nicht davon aus, dass dieses Projekt über eine Vorstudie hinaus kommt.“, führt der Fraktionsvorsitzende der FDP im hiesigen Stadtparlament aus. „Es bleibt festzuhalten, dass die nur etwa 20 Kilometer lange Strecke mittlerweile auf einer Länge von 8 Kilometern abgebaut wurde, die Schienen sind also bereits in erheblichem Umfang demontiert. Bis zum Basaltwerk zwischen Nieder- und Ober-Ofleiden existiert eine nur einspurige Strecke, die mit Dieselloks lediglich 2 mal pro Tag befahren wird. Am Basaltwerk und dem nachfolgenden unbeschrankten Bahnübergang endet die nutzbare Strecke derzeit. Das würde eine Reaktivierung sehr verteuern.“, so Koch.
„Auch die Anwohner haben sich inzwischen darauf eingerichtet, dass die Strecke ab Nieder-Ofleiden nicht mehr genutzt wird. Es ist dazu völlig illusorisch, dass eine nennenswerte Zahl von Fahrgästen aus dem Vogelsberg die Strecke nach Kirchhain nutzt, um regional und überregional mobil zu sein. Außerdem gibt es für diese Strecke – anders als früher – auch im Schulverkehr inzwischen keinen Bedarf mehr, da ausreichend Alternativen bestehen.“ argumentiert Koch.
„Vor allem aber ist die Reaktivierung auch unter umweltpolitischen Gesichtspunkten wenig sinnvoll: Derzeit werden Dieselloks eingesetzt und eine Elektrifizierung würde unverhältnismäßig viel Aufwand bedeuten. Stattdessen sollten wir an tatsächlich umweltschonenden Alternativen arbeiten: Der Bedarf könnte besser mit Bussen gedeckt werden, die auf die zukunftsweisende Wasserstoffantriebstechnik setzen. Diese ist beispielsweise im Lastwagenbereich bereits einsetzbar und sollte bei einer Neuaufstellung der ÖPNV-Flotte künftig stärker berücksichtigt werden. Die Reaktivierung der Ohmtalbahn bedient nostalgische Gefühle, eine verkehrs- wie umweltpolitisch durchdachte Maßnahme ist sie aber nicht.“, schließt Koch.