Perspektiven für Kinder und Jugendliche

Dringlichkeitsantrag der CDU/FDP Fraktion:

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

1.Die Stadt Marburg wird beauftragt: Möglichst unverzüglich, in Rücksprache mit den Trägern der verschiedenen Jugendhilfeeinrichtungen und dem Gesundheitsamt, geeignete Angebote der Jugendhilfe anzubieten und barrierefrei zu kommunizieren.

2.Die Stadt Marburg wird beauftragt: Niedrigschwellige und barrierefrei Angebote für Familien im konkreten Hilfebereich und im seelsorgerischen Bereich anzubieten und die schon bestehenden Angebote so zu kommunizieren, dass sie die Zielgruppe auch erreichen können.

3.Die Stadt Marburg setzt sich beim Städtetag und auf Landesebene dafür ein, dass Betreuungsangebote für Kinder und Jugendliche sehr zeitnah ermöglicht werden. In einem nicht enden wollenden Lockdown, der gerade im Moment nochmals verschärft und in eine Perspektivlosigkeit ausgedehnt wird, wächst unsere Sorge um Kinder und Jugendliche. Sie tragen die größte Last dieser Pandemie. Wir können zunehmend körperliche und seelische Belastungen und Ängste sehen. Diese Belastungen werden auch nicht mit dem Ende der Pandemie verschwinden, sie werden in unseren Kindern nachwirken. Die COPSY-Längsschnittstudie und die JuCo-Studien I + II zeigen die Belastungssituation signifikant. Die Teilhabe am öffentlichen Leben entfällt nahezu komplett. Der schulische Leistungsdruck ist in der Altersgruppe besonders hoch, gleichzeitig erfährt sie erschwerte Bedingungen und wird in Bezug auf eine Beschulung vor Ort (vor allem Klassen 7- 11)als letzte Gruppe berücksichtigt. Die Vorbereitungen auf den Übergang Schule-Beruf fallen nahezuvollständig weg, Praktika werden abgesagt und Prüfungen verschieben sich. Viele Haushalte stehen aufgrund der Lockdown-Situation unter erhöhter Stresssituation (berufliche Schwierigkeiten,Betreuung, home-office und home-schooling, Geschwisterkonflikte, private Sorgen, etc.). Auch hiersind Jugendliche verstärkt auf sich allein gestellt. Der schulpsychologische Dienst und schulische Angebote greifen zu kurz, da die Schüler*Innen nicht in der Schule sind und häufig dieHemmschwelle zu groß ist. Die Schüler*Innen, die diese Angebote aufgreifen, sind häufig durch das Elternhaus schon sensibilisiert und eigentlich schon gut unterstützt. Häufig werden die Angebote vorallem von Mädchen genutzt. Daher sollten wir dringend Jugendhilfeangebote mit Tests wiederzulassen. Jugendliche brauchen die Möglichkeit, sich legal mit mehreren anderen Jugendlichen zutreffen. Mit Selbsttests und unter Einhaltung zusätzlicher Hygienemaßnahmen kann die örtlicheJugendarbeit das gewährleisten. Diese Selbsttests sollten kostenfrei sein oder zumindest für die Trägerder Jugendhilfe refinanziert werden können. Wir müssen Räume schaffen, in denen es trotz oder mit Lockdown und mit Berücksichtigung der Hygienemaßnahmen konkrete Angebote gibt, das stabilere und wärmere Wetter könnte uns hier eine deutliche Hilfestellung liefern: z.B. Outdoor-Konzepte jeglicher Art oder webbasierte Projekte (z.B. online poetry slam Festival für Marburger Jugendliche; Marburg sucht das Supertalent; Literaturstunde, in der man Gedichte vortragen kann, die man selbstgeschrieben hat, Bilder ausstellen auf dem Marktplatz etc.). Wir benötigen niedrigschwellige Angebote für Familien. Es muss einfach klar sein, was es langfristig bedeutet, wenn wir den Kindern ohne Alternativen sämtliche Lebensräume nehmen - das kann nicht gut gehen. Wir müssen auch jetzt andenken, wie wir die entstandenen schulischen und emotionalen Lücken und Bedarfe aufgreifen und schließen.

Quellen: https://www.uke.de/kliniken-institute/kliniken/kinder-und-jugendpsychiatrie-psychotherapie-und-psychosomatik/forschung/arbeitsgruppen/child-public-health/forschung/copsy-studie.html (letzterZugriff: 21.04.2021 17:00h)

https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2021/maerz/jugendliche-fuehlen-sich-durch-corona-stark-belastet-und-zu-wenig-gehoert (letzter Zugriff: 21.04.2021 17:00h)