Schul-IT

Dringlicher Antrag der FDP/MBL-Fraktion betr. Schul-IT Corona-fest machen – Schulbudgets verdoppeln!

Beschlussvorschlag:

Die Stadtversammlung möge beschließen:

Die städtischen Schulbudgets werden ab sofort verdoppelt. Hiermit soll sichergestellt werden, dass kurzfristig die IT-Situation an den Schulen in städtischer Trägerschaft verbessert wird. Nur so kann für jede Schule ein passendes Konzept gefunden werden, in dem schulische Cloud-Lösungen, Videokonferenz-Systeme und eine Kommunikation innerhalb der Schulgemeinde sichergestellt werden können, die ausfallsicher, wartungsarm und vor allem datenschutzkonform sind.

Die Stadtversammlung fordert das Land Hessen in Form von Kultusminister Alexander Lorz auf, neben den Aufwendungen für den Digitalpakt die digitale Infrastrukturen der Schulen ernsthaft zu erneuern. Das Land soll ein Portfolio an Lizenzen und Programmen bereit halten, aus welchem die Schulen dann bedarfsgerecht auswählen können. Darüber hinaus sollen IT-Beauftragte angemessen als Planstellen in die Personalplanung der Schulen integriert werden.

Begründung:

In der Zeit der Schulschließungen haben sich große Lücken in der bisherigen – vom Land Hessen bereit gestellten – Hessischen Schulcloud (LANiS) offenbart. Es kam zu Ausfällen der vom Land zur Verfügung gestellten Lernplattform wegen Überlastung und viel zu gering bemessenem Speicherplatz. Eine einfache Dateiablage für Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer wie wir sie alle von Google, Apple, Microsoft und Co. kennen, steht Schulen nicht zur Verfügung.

Ein datenschutzkonformes Videokonferenz-System für hessische Schulen wird nicht angeboten.

Die Marburger Gymnasien haben in den vergangenen Wochen Verträge mit kommerziellen Anbietern abgeschlossen (unter anderem Probeabos mit zum Teil hohen Folgekosten) oder selbst Server angeschafft oder von kommerziellen Dienstleistern angemietet und freie Software selbst installiert.

Die von Lehrerinnen und Lehrern für die Bereitstellung und Sicherstellung dieser Dienste aufgewendete Arbeitszeit wird von den staatlichen Schulen nicht vergütet.

Bis das Land eine entsprechende Lösung gefunden hat, ist kurzfristig der Schulträger gefragt: Mit der Verdopplung des Schulbudgets können Schulen individuelle Lösungen finden und eine für sie geeignete Software kurzfristig beschaffen. Beispielgebend sei hier die schon viel weiter entwickelte pädagogische Software IServ genannt, die in Gießen (Stadt und Landkreis), dem Landkreis Wetzlar u.a.m. flächendeckend eingesetzt wird. Gleichzeitig bleiben noch genug Finanzmittel übrig, um eine Hilfskraft – vorzugsweise studentisch – einzustellen, welche den Support unterstützt.

Langfristig ist ein Digitalisierungsbudget für jede einzelne Schule zu forcieren.

Das Land ist die Ebene, auf der Bildung eigentlich organisiert wird. Durch die über 600.000 Schülerinnen und Schüler in Hessen sind bei Einkäufen von Lizenzen und der auch eigenen Entwicklung von Lernplattformen Synergieeffekte zu erwarten, welche genutzt werden müssen.

Um dem Lehrkollegium neue Lernprogramme näher zu bringen und sie bei der Nutzung der Schul-IT direkt vor Ort zu unterstützen, fordern wir die Schaffung eines Digitalscouts für Schulen, welcher möglichst intern besetzt werden soll. Diese für unsere Schulen wichtige Arbeit auf dem Weg zur Digitalisierung des Lehrens und Lernens kann nicht von einer IT-Be-auftragten oder einem IT-Beauftragtem für eine Schule mit bspw. 100 KollegInnen und über 1000 SchülerInnen erwartet werden, wenn man sie bzw. ihn dafür nicht bezahlt bzw. entlastet. Um der Tätigkeit als IT-Beauftragter gerecht zu werden, soll die betreffende Lehrkraft eine angemessene Stundenreduzierung erhalten.

Derzeit werden diese Tätigkeiten von engagierten Kolleginnen und Kollegen unbezahlt und zusätzlich zur normalen Lehrtätigkeit gestemmt (oder auch nicht!) – ein Zustand, den wir beenden müssen zum Wohle der gezielten Modernisierung unserer Schulen.

Vom 06.07. - 14.08.2020 finden die hessischen Sommerferien statt. Daher zeigt sich hier dringender Handlungsbedarf. In den vergangenen Wochen wurden die Schulleitungen, Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler und die Eltern zu oft alleine gelassen und er-lebten das Gegenteil von Planungssicherheit. Die Stadt ist gefragt, dringend Abhilfe zu schaffen, um einen seriösen Fahrplan für die technische Ausstattung der Marburger Schulen nach den Sommerferien aufzulegen.